von Alex Nusselt
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„Kultur lässt sich nicht ändern!“, „Wir haben halt nur die Menschen, die wir haben.“ oder „Die Menschen wollen nur Sicherheit, die wir ihnen nicht geben können.“ spiegeln aus meiner Sicht eine Hilflosigkeit auf vielen Ebenen.
Veränderungen mit aller Macht (Restrukturierungen, Verlagerungen, etc.) als Antwort auf die notwendigen Anpassungen an die Märkte wirken da eher wie Verzweiflung, weil man sich nicht mehr besser zu helfen weiß. Und schließlich bewirken sie bei Mitarbeitern emotionales und trotziges, ja verzweifeltes Verhalten. So führt Wut zu Wut, Verzweiflung zu Verzweiflung und Ohnmacht zu Ohnmacht.
Veränderung ist menschlich und Modelle können helfen
Nach 20 Jahren in der IT (früher StartUp, heute Konzern) beobachte ich menschliches Verhalten aus einem ganz einfachen Grund: Wie können Veränderungen z.B. durch neue Technologien schnell, effektiv und effizient erreicht werden, ohne unnötige Resistenzen zu bilden? Und da hat sich was verändert.
Vor einigen Jahren half mir ein Agile Coach mit einem Modell (siehe auch Frederic Laloux „Reinventing Organizations“) und von vielen Persönlichkeitsentwicklern benutzt wird: Das Wertemodell nach Clare Graves. Im Laufe der Zeit habe ich es immer öfter verwendet, um zu verstehen, wie Organisationen sich verhalten und was es braucht, um weiterzukommen, anstatt immer weiter rückwärts zu gehen und alte Kulturelemente zu manifestieren.
Wo stehen die Gesellschaften heute
Die Digitalisierung hat viel bewirkt. Viele Menschen sind miteinander vernetzt und innerhalb von Sekunden auf Informationen zugreifen. Gerade in den wirtschaftlich fortgeschrittenen Ländern gilt dies für fast 100% der Menschen. Viele Fragen nach dem Sinn und die gefühlte Zunahme an Konflikten in der Welt. Graves beschreibt das ab dem 6ten Meme (grün).
Wer den Menschen das WARUM und das WOFÜR nicht erklären kann, hat es schwer. Sie rebellieren oder machen einfach nicht mehr mit. Einfach zu erkennen, wenn in Social Medias sogenannte Shitstorms ausbrechen oder Menschen sich aus Wut und gefühlter Hilflosigkeit neu gruppieren.
Was hat das mit Organisation und Führungsverhalten zu tun?
Führungskräfte werden teilweise noch dafür belohnt, dass sie gehorsam sind (4tes Meme = blau) oder durch individuelle Ziele motiviert werden (5tes Meme = orange). Das ist grundsätzlich ok, wenn der Führungsstil selbst auch gemeinschaftlich und empathisch (6tes Meme = grün) erfolgt. Und ja, es gibt nach wie vor Menschen, die lieber klare Ansagen (blau) haben oder für individuelle Leistung (orange) belohnt werden wollen.
Das funktioniert auch gut im Bereich einfacher oder komplizierten Arbeitsabläufen (Massenprodukte), aber eben auch nur noch bedingt, da die Erwartungshaltung der Menschen eine andere ist. Und je komplexer die Herausforderungen werden z.B. im Bereich von Software, desto mehr Selbständiges Handeln und Denken ist notwendig, desto mehr Transparenz und Offenheit, damit sich alle ein Bild machen können.
Und diese Art der Führung bedarf einer visionären Komponente und versucht, für die Teams und Mitarbeiter die passenden Antworten zu finden, damit eine effektive und effiziente Zusammenarbeit klappt. Das ist für mich: Führen auf Augenhöhe.
Auf welcher Stufe führen Sie?
Links:
Spiral Dynamics -> Erklärung der Stufen und Farben
Integrales Kompetenzmodell (PDF) -> Wie erkenne ich, wo meine Organisation steht?
Zuerst publiziert auf LinkedIn
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